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Nahrungsmittel mit hohem glykämischen Index sollen das Risiko für Lungenkrebs erhöhen (Foto: Hans - pixabay.com) |
Nahrungsmittel mit einem hohen glykämischen Index sollen das Risiko für Lungenkrebs erhöhen.
Die Hauptursache für Lungenkrebs ist natürlich immer noch das Rauchen. Aber auch Nicht-Raucher sind immer öfter von dieser Krebsart betroffen. Ernährungsgewohnheiten sollen hierbei möglicherweise eine Rolle spielen, meinen Wissenschaftler. Eine neue Studie vermutet einen Zusammenhang zwischen bestimmten Kohlenhydraten und einem erhöhten Lungenkrebsrisiko von 49 Prozent.
Kohlenhydrate mit hohem GI schlecht für die Lunge
Dass große Mengen Kohlenhydrate nicht gut für die Figur sind, ist bereits länger bekannt. Aber dass sie auch schlecht für die Lunge sein sollen, klingt nach überraschenden Neuigkeiten. Wissenschaftler entdeckten, dass Nahrung mit hohem glykämischen Index, wie Weißbrot, Popcorn, Cornflakes und weißer Reis, das Risiko für Lungenkrebs erhöhen könnte. Erstaunlicherweise vor allem bei Nicht-Rauchern.
Ein hoher GI treibt den Blutzucker schnell in die Höhe
Der glykämische Index (GI) gibt an, wie schnell Kohlenhydraten verdaut und als Glukose im Blut aufgenommen werden. Mit dem GI kann man einschätzen, wie schnell der Blutzuckerspiegel nach der Aufnahme von Kohlenhydraten steigt. Es gibt Nahrungsmittel mit hohem und niedrigem GI. Die Art der Zubereitung kann den glykämischen Index beeinflussen. Pommes frites enthalten beispielsweise schnellere Kohlenhydrate als gekochte Kartoffeln. Theoretisch sorgt Nahrung mit einem hohen GI für mehr Glukose und Insulin im Blut, was wiederum die insulinähnlichen Wachstumsfaktoren (engl. Insulin-like growth factors, IGF) ansteigen lässt. In der Vergangenheit wurde schon ein Zusammenhang zwischen erhöhten IGF’s und Lungenkrebs festgestellt. Aber auch die Menge der zugeführten Kohlenhydrate steigerte in früheren Studien das Risiko für verschiedene Krebsarten.
Hoher GI bedeutet erhöhtes Lungenkrebs-Risiko
»Wir stellten fest, dass sich das Risiko für Lungenkrebs bei den Teilnehmern mit dem höchsten täglichen GI um 49 Prozent erhöhte im Vergleich zu denen mit dem niedrigsten täglichen GI«, sagt Dr. Stephanie Melkonian vom Krebszentrum der Universität Texas, die die Forschungen geleitet hat. Aus diesen Ergebnissen könnte man schließen, dass wir unser Lungenkrebs-Risiko senken könnten, wenn wir weniger Nahrungsmittel mit hohem glykämischen Index essen. Die Menge der zugeführten Kohlenhydrate beeinflusste interessanterweise in der Studie nicht das Lungenkrebs-Risiko.
Höheres Risiko für Nichtraucher
Aus früheren Studien ergab sich schon, dass Ernährungsgewohnheiten das Lungenkrebs-Risiko beeinflussen können. Viel Obst und Gemüse können das Lungenkrebs-Risiko senken. Doch sollten wir besser viel rotes Fleisch, gesättigte Fettsäuren und Milchprodukte vermeiden. Melkonian bestätigt den Zusammenhang zwischen erhöhten Konzentrationen IGF’s und einem erhöhten Lungenkrebs-Risiko. »Aber der Zusammenhang zwischen glykämischem Index und Lungenkrebs blieb unklar«, sagt die Wissenschaftlerin. »Die Zusammenhänge traten zunächst mehr in besonderen Untergruppen nach vorne, wie Menschen, die nie geraucht haben und Menschen mit Plattenepithelkarzinom der Lunge, das am häufigsten mit Rauchen verbunden ist«, sagt Co Autorin Xifeng Wu.
Kohlenhydrat-Zufuhr beschränken
Die Wissenschaftler entdeckten, dass wer nie geraucht hatte, mit einem hohen GI mehr als doppelt so häufig Lungenkrebs bekam. Obwohl bei den Rauchern mit hohem GI das Risiko nur mit 31 Prozent stieg im Vergleich zur Raucher-Gruppe mit dem niedrigsten GI. Daraus schlussfolgernd wird uns geraten, die Aufnahme von Nahrungsmitteln und Getränken mit einem hohen glykämischen Index zu beschränken.
Professor Xifeng Wu: »Die Ergebnisse dieser Studie deuten an, dass - neben einem gesunden Lebensstil wie Nicht-Rauchen, wenig Alkohol und ausreichend Bewegung - das Einschränken von Lebensmitteln und Getränken mit hohem glykämischen Index ein Mittel sein könnte, um das Lungenkrebs-Risiko zu senken.«
Die Studie beachtete allerdings in ihren Untersuchungen keine Vorerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herzerkrankungen, deshalb müssen die Ergebnisse in weiteren Studien noch bestätigt werden.
Wie wird der glykämische Index bestimmt?
Der GI eines Produktes wird folgendermaßen bestimmt: Das Ansteigen des Blutzuckerspiegels nach dem Essen von 50 Gramm Kohlenhydraten eines Produktes (A) wird verglichen mit dem Blutzuckeranstieg nach dem Essen von Weißbrot oder Glukose (B). Das Ansteigen des Blutzuckers wird zwei Stunden lang verfolgt. Anschließend werden die Messungen von A und B verglichen. Das Verhältnis zwischen zwei Messungen bestimmt den GI-Wert ((A/B)*100). Der GI von Glukose ist 100. Bei Nahrung mit einem hohen GI liegt der glykämische Index rund 70 oder höher. Ein niedriger GI liegt unter 55.
Im Prinzip kann von jedem Produkt der GI bestimmt werden, aber die Höhe des Wertes hängt von diversen Faktoren ab wie:
- der Zubereitung: Der GI gekochter Kartoffeln ist 78, bei Pommes frites oder gebackenen Kartoffeln liegt er dagegen bei 85.
- der Koch- oder Bratzeit
- der Koch- oder Brattemperatur
- dem Reifegrad bei Obst
- der Zeit, in der sich der Magen entleert
- der Schnelligkeit der Darmfunktion
Darüber hinaus isst man natürlich auch Kombinationen von Nahrungsmitteln, die nicht nur Kohlenhydrate, sondern zum Beispiel auch Fett enthalten. Auch das beeinflusst den GI. Der GI einer Mahlzeit kann daher anders ausfallen im Vergleich zu den Einzelprodukten. Um dennoch eine Einschätzung machen zu können, wird ein gewichteter Durchschnitt des GI’s aller Produkte, die Teil einer Mahlzeit sind, berechnet.
»Gute« und »schlechte« Kohlenhydrate
Worauf sollte man nun achten, wenn man den glykämischen Index in der Ernährung berücksichtigen möchte? Eine Einteilung in drei Kategorien ist hier hilfreich:
Nahrungsmittel mit einem GI unter 50
Diese Produkte dürfen unbegrenzt gegessen werden. Beispiele sind Brokkoli, Gurken, Salat, Tomaten, Paprika, Champignons, fast alle Obstsorten, Vollkornnudeln und Erdnüsse.
Nahrungsmittel mit einem GI zwischen 50 und 70
Diese Produkte sind ab und zu in Maßen erlaubt. Beispiele sind Vollkornbrot, Weißbrot, ungeschälter Reis, Roggenbrot, rote Bete, Pizza mit Käse, Müsli, Haferflocken, Popcorn, Ananas und Eis.
Nahrungsmittel mit einem GI von 70 oder mehr
Diese Produkte sind besser zu meiden. Auf gebackene Kartoffeln, Kartoffelpüree, Pommes frites, Baguette, Cornflakes, Donuts, Waffeln und Datteln sollten sie daher - wenigstens zeitweise - verzichten.
Quelle: S. C. Melkonian, C. R. Daniel, Y. Ye, J. A. Pierzynski, J. A. Roth, X. Wu. Glycemic Index, Glycemic Load, and Lung Cancer Risk in Non-Hispanic Whites. Cancer Epidemiology Biomarkers & Prevention, 2016; 25 (3): 532 DOI: 10.1158/1055-9965.EPI-15-0765